Der Einladung zur alljährlichen Bürgerversammlung in der Turnhalle der Grundschule Krummennaab waren zahlreiche Einwohner gefolgt. Neben den klassischen Berichten der ersten Bürgermeisterin und der Senioren- und dem Jugendbeauftragten durften in diesem Jahr auch der Geschäftsführer des Dorfladens und der Architekt des „Lebens(t)raums“ am Rednerpult nicht fehlen.
Bürgermeisterin Marion Höcht berichtet
Erfreut stellte die erste Bürgermeisterin Marion Höcht in ihrer Begrüßung fest, dass die Turnhalle voll und nahezu alle Plätze bei der diesjährigen Bürgerversammlung besetzt waren. Neben dem dritten Bürgermeister Reinhard Naber sowie den Gemeinderäten waren viele Ehrenamtliche und interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Versammlung erschienen. Dem nichtanwesenden zweiten Bürgermeister Herbert Mattes schickte Höcht die besten Genesungswünsche in den Krankenstand.
In ihrem Bericht erläuterte die Bürgermeisterin zunächst die Daten und Zahlen der Gemeinde. In der derzeit 1.437 einwohnerstarken Kommune sei die Altersstruktur wie in vielen umliegenden Gemeinden des Landkreises: „65 Prozent unserer Einwohner sind zwischen 19 und 65 Jahren, und sogar 20 Prozent sind über 66 Jahre alt. Die Älteren werden also mehr. Dennoch haben wir mit 13 Geburten und 12 Sterbefällen eine stabile Einwohnerzahl.“ Das Ziel sei es, als Gemeinde möglichst nicht weiter zu schrumpfen. „Daher ist es uns ein großes Anliegen, jungen Familien das Leben in unserem Dorf lebens- und liebenswert zu machen,“ so die Rathauschefin.
Auch in diesem Jahr seien die Schlüsselzuweisungen mit über 800.000 angesetzten Euro der größte Posten bei den Einnahmen der Gemeinde. Bei der Stabilisierungshilfe könne man mit über 400.000 Euro rechnen. Bei den Ausgaben nannte Höcht wie im Jahr zuvor als größte Posten die Kreisumlage und die Umlage für die Verwaltungsgemeinschaft.
„Wasser ist ein kostbares Gut,“ mahnte Höcht beim Thema „Wasser- und Abwassergebühren“. Da sich seit 2003 kein neues Grundwasser gebildet habe, solle man sorgsam und bewusst damit umgehen. Wie bereits in der Novembersitzung des Gemeinderates angekündigt, werden auch für 2024 die Gebühren neu kalkuliert. „Der Wasserpreis sinkt um 13 Cent pro Kubikmeter, dafür wird der Preis für das Abwasser um 27 Cent steigen,“ so Höcht. Als weitere Aufgabe gehört die Unterstützung der Feuerwehren zu den Pflichten der Gemeinde. „Hierfür haben wir Stromaggregate für den Katastrophenschutz gekauft, die im Fall eines Backouts von bis zu 72 Stunden die Versorgung von lebenswichtigen Geräten übernehmen können. Wir sind hier also gut gerüstet. Erfreulich ist auch, dass die Planungen für das Feuerwehrhaus in Thumsenreuth bereits angelaufen sind.“ Höcht hob zudem „unsere kleine, aber feine Grundschule“ hervor. „Bildung ist für uns als Verwaltungsgemeinschaft sehr wichtig und umso mehr freut es uns, dass die Zusammenarbeit in den beiden Schulverbänden so reibungslos funktioniert.“ Besonders betonte Höcht die sehr gute Ausstattung und Einrichtung der Mittelschule in Erbendorf mit ihrem hohen Qualitätsstandard, an der man genauso einen mittleren Schulabschluss absolvieren könne wie an einer Real- oder Wirtschaftsschule. Für den Bereich des Waldfriedhofs sieht die Gemeinde im kommenden Jahr eine Erweiterung für Urnengräber vor.
Mit dem Satz „Den Winterdienst kann nur falsch gemacht werden“, wies Höcht auf die Räum- und Streupflicht hin. Diese werde auch in diesem Jahr nach der Art und Wichtigkeit des Verkehrs sowie nach der Leistungsfähigkeit der Gemeinde erfolgen. Sie bat die Einwohner zum einen, die Straßen nicht zuzuparken, sodass die Räumfahrzeuge die Wege nicht problemlos freiräumen können und zum anderen um die Mithilfe aller Anlieger. „Der Winterdienst 2022/2023 hat prima geklappt. Das können wir auch dieses Jahr wieder,“ so ihr Appell.
Einen großen Teil ihres Vortrags nahmen jedoch die Bauprojekte der Gemeinde ein. „Unser neuer Bauhof ist fertig und die geplanten 700.000 Euro an Baukosten konnten Dank unseres engagierten Teams rund um Bauhofleiter Volkmar Sirtl auch eingehalten werden. Ohne sie wären zum Teil erhebliche Kosteneinsparungen gar nicht möglich gewesen,“ lobte die Bürgermeisterin. „Neu angepackt wird auch bei einem unserer größten Sorgenkinder, dem Erlenweiher in Thumsenreuth.“ Nachdem in diesem Jahr die Gemeinde den Campingplatz selbst übernommen hatte, wird dieser ab dem 1. Januar 2024 vom neuen Betreiberpaar Steffi und Philipp Sanders betrieben. „Hierfür ist jedoch die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans nötig, da das Areal komplett neugestaltet werden soll,“ erläuterte Höcht. Geplant sind neben einem Areal mit Tiny-Häusern auch Wohnmobilstellplätze und ca. 50 bis 55 Plätze für Dauercamper.
Abschließend bedankte sich die erste Bürgermeisterin bei ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Gemeinderat und der Verwaltung sowie den vielen Ehrenamtlichen in der Gemeinde, allen voran den Siedlern aus Thumsenreuth, die sich in Eigenregie vorbildlich um den Spielplatz kümmern. „Unsere kreativen Köpfe, das viele Engagement und die Leidenschaft haben zu so tollen Aktionen wie dem Generationenfest, dem Backofenfest oder der Dorfweihnacht geführt. Und sogar ein neuer Verein wurde erst vor einigen Tagen gegründet! In Krummennaab geht es auf allen Ebenen voran, und das berührt mich als Bürgermeisterin sehr,“ freute sich Höcht sichtbar. „Aktive Dörfer entstehen immer da, wo Menschen mit Herz motiviert sind und sie sich mit Solidarität, Toleranz und Zivilcourage auf Augenhöhe begegnen und miteinander in den Dialog treten,“ schloss Höcht ihre Rede. Ihr größter Dank ging daher auch an alle Bürgerinnen und Bürger, die die Kommune und das Leben auf dem Land und in „unserer Gemeinde“ ausmachen.
Annelise Krenkel und Andreas Heinz berichten für die Senioren und Jugendlichen
Die zweite Dame am Rednerpult war Annelise Krenkel, die Seniorenbeauftragte der Gemeinde. Diese gab ebenfalls einen Rückblick über ihre Arbeit. Neben vielen besuchten Veranstaltungen berichtete sie von den Aktionen für die älteren Bürger, die 2023 in der Gemeinde stattgefunden haben. Auf Ortsebene reichten die Themen der diesjährigen Seniorennachmittage von „Alternativer Schmerzmedizin“ über „Schwerbehinderung“ bis hin zur „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“. „Ein großes Anliegen ist es mir hier, alle auf die Patientenverfügung hinzuweisen; nicht nur die Senioren! Auch die Jüngeren unter uns sollten sich mit diesem Thema befassen, da man im Fall der Fälle doch von einer nahestehenden Vertrauensperson und nicht von einem Betreuer versorgt werden möchte. Daher liegen am Ausgang auch leere Vordrucke, die sich jeder Anwesende mitnehmen kann,“ erläuterte Krenkel. Als großen Erfolg verbuchte sie das Generationenfest zum Herbstanfang, bei der die Senioren die Caféteria übernommen hatten. „Abschließend möchte ich alle Senioren zu unserer Adventsfeier am 15. Dezember einladen, die neben einer musikalischen Umrahmung auch ein kleines Geschenk bereithält,“ beendete Krenkel ihren Bericht.
„Das Augenmerk der Jugendarbeit liegt natürlich auf dem Ferienprogramm,“ merkte der Jugendbeauftragte Andreas Heinz anschließend in seinen Ausführungen an. In diesem Jahr arbeiteten die drei Gemeinden Krummennaab, Reuth und Friedenfels zum ersten Mal zusammen und konnten so ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine stellen. Alleine in Krummennaab gab es 20 Veranstaltungen mit insgesamt 371 Kindern. Neben Klassikern des Programms, wie dem Filmabend unter freiem Himmel, gab es mit dem „Foto-Selfie-Wand-Bemalen“ oder dem Fangspiel „Capture-The-Flag“ auch neue Programmpunkte. „Unser digitales Verwaltungsprogramm hat 1037 Anmeldungen registriert, in allen drei Gemeinden zusammen waren 842 Kinder beteiligt. Das sind enorme Zahlen, die zeigen, wie toll unser Programm ankommt,“ summierte Heinz. Als Highlights außerhalb des Ferienprogramms gab der Jugendbeauftragte Impressionen aus den beiden Inliner-Discos, die im ehemaligen Weidner-Anwesen abgehalten wurden. Neben seinem Dank an die Gemeinde und die Volksbank-Raiffeisenbank für deren tatkräftige Unterstützung in der Jugendarbeit sprach Heinz allen Helfern, die diese Leistung erst ermöglicht hatten, ein großes Lob aus. Ein besonderer Dank ging aber an die Kinder und ihre Eltern für ihre Zuverlässigkeit und Disziplin.
Geschäftsführer Manfred Naber gibt Einblick in den Dorfladen
„Wie wir gehört haben, wächst Krummennaab im sozialen Bereich enorm,“ leitete Dorfladengeschäftsführer Manfred Naber seine Rede ein. „Ich möchte heute aber auch den Dorfladen in Erinnerung rufen: Ein junges Unternehmen, das nur gedeiht, wenn es neben einem motivierten Personal auch den Zuspruch der Bevölkerung erfährt. Unser aller Bestreben sollte es sein, daran noch weiter zu arbeiten.“ Naber mahnte an, dass der Laden auf jeden Cent angewiesen und dafür noch weitere Unterstützung aus der Bevölkerung nötig sei. Aktuell seien die Käufer zum Großteil nicht aus dem Gemeindegebiet, sodass er noch weiteres Potential in der eigenen Gemeinde sehe. „Bei der ersten Abfrage, was den Krummennaabern in einem Dorfladen wichtig sei, wurden Stichworte wie ‚Erreichbarkeit, Regionalität oder ein guter Preis und eine gute Auswahl‘ genannt – Jetzt haben wir alles, was wir brauchen.“ Lediglich die Öffnungszeiten wurden dem Kundenaufkommen entsprechend angepasst, sodass der Laden Dienstag-, Donnerstag- und Samstagnachmittag geschlossen bleibt. Dafür hat sich das Café als zentrales Element des Dorfladens erwiesen und ist mittlerweile zur Anlaufstelle für Jung und Alt geworden. „Der Anfrage, ob man nicht einen Paketshop integrieren könnte, muss ich leider aus Platzgründen eine Absage erteilen,“ erklärte Naber. Man habe aktuell keine Lagermöglichkeit für abgegebene Päckchen. Grundsätzlich sei er jedoch für alle Ideen offen und freue sich, wenn er an seinen Freitagvormittagen im Büro des Dorfladens angesprochen wird. Naber schloss seine Ausführungen mit dem Appell: „Es tut sich doch was in Krummennaab. Wenn wir also zusammenhalten, kann auch der Dorfladen weiterexistieren.“
Präsentation des sozialen Zentrums „Lebens(t)raum“
„Große Dinge brauchen Zeit“, leitete Bürgermeisterin zum wohl einschneidendsten Bauprojekt der Gemeinde über. Das geplante soziale Zentrum „Lebens(t)raum“ werde ein Pilotprojekt im Landkreis Tirschenreuth. Sie überließ hier jedoch dem Architekten Uwe Reil vom Planungsbüro SHL die Bühne, der den Anwesenden Rede und Antwort stand. „Das ehemalige Weidner-Anwesen kennt wohl jeder am Ort,“ begann Reil seinen Vortrag. Es sei ein Gebäude, das mitten im Ort liege und daher auch wiederbelebt werden müsse.
Was ist konkret geplant?
Geplant ist eine komplette Umnutzung des Anwesens und des darum liegenden Areals. Aus Architektensicht sei die planerisch anspruchsvollste Aufgabe die Genehmigung: Zunächst soll das Gebäude nämlich auf den Rohbau zurückgebaut werden, um danach im Rahmen der Energieeinsparung und Nachhaltigkeit alles neu zu machen. „Dabei bleibt also die grundlegende Gebäudestruktur vorhanden und auch der Dachstuhl wird erhalten,“ so Reil weiter. Vor allem in den geplanten Wohnräumen sei das Thema Licht enorm wichtig, um die Wohnqualität größtmöglich zu steigern. „Das Tageslicht soll auch von Norden in die Räume dringen, daher sind auch Abgrabungen an der Nordwand geplant. Hier kann ein Gartengeschoss entstehen, das die Möglichkeit für einen Außensitz bietet,“ erklärte der Architekt. Im Obergeschoss sollen die Wohnungen auf der Südseite mit Sichtbalkonen versehen werden, um auch hier Helligkeit in die Räume zu bringen. Geplant sind hier neben eigenständigen Wohnungen auch eine Gemeinschaftsküche und eine Galerie. Im ehemaligen Wohnhaus der Anlage plane man Kurzzeitwohnungen, die Interessierte kurzfristig anmieten könnten. „Wichtig ist, dass das gesamte Gebäude barrierefrei wird, also der Aufzug und die Wohnungen rollstuhlgerecht gebaut werden. Jeder Bereich soll befahrbar werden,“ so der Architekt weiter, „der Gedanke ist ja, dass man beim Einzug in das generationenübergreifende Wohnen noch fit ist, aber das kann sich im Lauf der Zeit dann ändern.“
„Trotz der geplanten lichtdurchfluteten Wohnungen bleibt die Außenansicht inklusive Fassade jedoch der alten sehr ähnlich,“ merkte Reil an. Es werde versucht, möglichst weitgehend mit der vorhandenen Bausubstanz zu arbeiten. Auch im Außenbereich soll die Grundstruktur erhalten bleiben. „Eigentlich soll das Blech, also die Fahrzeuge, außen bleiben und gar nicht erst in das Areal fahren“, erläuterte Reil die Pläne. Daher werde versucht, die Parkplätze möglichst entlang der Straße zu positionieren. Dennoch sei ein Zufahrtsweg in ausreichender Breite für einen Transporter geplant. Auf Nachfrage eines Bürgers beruhigte Reil die Anwesenden, dass diese Zufahrt groß genug sei, um Tagespflegegäste problemlos ein- und aussteigen zu lassen.
Aktuell befinde sich nach Aussagen des Architekten der Bau in der Endphase der Genehmigungsphase. Ein dafür nötiges Brandschutzkonzept wird aktuell erstellt. Außerdem ist man derzeit auf der Suche nach weiteren Ingenieuren für die Bereiche Wasser und Heizung, mit denen man dann Seite an Seite arbeiten könne.
Anschließend an Reils Präsentation standen sowohl der Architekt als auch Bürgermeisterin Höcht für Anmerkungen aus der Bevölkerung bereit. Schnell stand die Frage nach der Größe der Wohnungen und den damit verbundenen Mieten im Raum. „Die Preise für die 60 – 70 Quadratmeter großen Wohnungen sollen ortsüblich sein, genaue Zahlen gibt es jedoch noch nicht,“ so die Aussage der Bürgermeisterin. Wichtig sei jedoch, dass die Wohnungen nur vermietet, nicht jedoch als Eigentumswohnungen verkauft werden. Auf Nachfrage nach der Umsetzbarkeit und eines möglichen Betreibers für die Tagespflege erklärte Höcht zudem ausführlich das geplante Konzept: „Nachdem die Caritas aus den Gesprächen ausgestiegen ist, stehen wir derzeit im Bereich der Tagespflege im Erdgeschoss mit der Diakonie in Verhandlungen. Hier werden noch die Laufzeiten und Verträge erarbeitet. Im Obergeschoss sollen Senioren-WGs entstehen; also kein klassisches betreutes Wohnen,“ so Höcht. Ziel ist es, in den Wohnungen, die als WG zusammengeschlossen sind, eigen- und selbstständig zu leben: „Miteinander leben können, aber nicht zu müssen – das ist die Idee! Ein eigenständiges Wohnen in der Gemeinschaft in der Hand der Gemeinde.“ Wenn die Mieter dann zusätzlich die Tagespflege nutzen möchten, ist dies natürlich verbunden mit Extrakosten möglich. „Bis wir jedoch genaue Angaben zu Kosten und Größen machen können, liegt noch ein langer Weg vor uns. Momentan heißt es sowieso erst einmal: Warten auf den Förderbescheid,“ so die Rathauschefin. Dennoch sehen sowohl die Politik als auch der Architekt das Projekt als „sehr, sehr guten weiteren Baustein für die Gemeinde Krummennaab“, damit die Gemeinde attraktiv und lebenswert bleibt.
Zum Ende der Versammlung hatte Bürgermeisterin Höcht die freudige Aufgabe, die Gewinner aus dem Dorf-Quiz anlässlich des Generationenfestes zu verkünden. Bei 98 abgegebenen und 47 vollständig undgm korrekt ausgefüllten Teilnahmescheinen wurden von der Seniorenbeauftragten im Vorfeld fünf Gewinner gezogen. Über Gutscheine aus dem Dorfladen durften sich Jürgen Lehner, Gerlinde Haas, Alexandra Beyer, Silke Moller und Jutta Trastl freuen.